Interview mit Herrn Nils Hübschmann zum Thema Homöopathie und Orthopädie – funktioniert das?

Nils Hübschmann ist staatlich anerkannter Physiotherapeut, Heilpraktiker, Master of Chiropraktik am Ackermann College in Schweden, mit diversen Zusatzqualifikationen im Bereich Biomechanik/Bewegungsanalyse und verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Bereich Orthopädie, Rehabilitation und Sportphysiotherapie. Seit 2017 ist Herr Hübschmann ausgebildeter Homöopath und beschäftigt sich dem intensiv mit den verschiedenen Ansätzen bzw. Richtungen der Homöopathie und deren Kombination mit seinem langjährigen Wissen aus den verschiedensten Bereichen der Orthopädie.

Collage mit Menschen, die unter Schmerzen in verschiedenen Körperteilen leiden, auf weißem Hintergrund. Orthopäde und Gesundheitspflegekonzept

Redaktion: Herr Hübschmann, können orthopädische Erkrankungen bzw. Beschwerden wie muskuläre Verspannungen oder Sehnenentzündungen homöopathisch behandelt werden?

Herr Hübschmann: Natürlich. Die Homöopathie eignet sich hervorragend zur Behandlung von Schmerzen und Beschwerden aller Art am Bewegungsapparat. Sei es als alleinige Maßnahme oder als Ergänzung zu anderen Maßnahmen wie Physiotherapie, Massage oder anderen manuellen Techniken.
Leider kommen viele Menschen erst nach einem langen und schmerzhaften Leidensweg zu mir, nachdem sie verschiedene Therapien ausprobiert und oft erfolglos Unmengen von Medikamenten geschluckt haben. Diesen Menschen mit der Homöopathie eine für den Körper sanfte und nachhaltige Lösung anbieten zu können, ist jedes Mal eine wunderbare Erfahrung für beide Seiten und ich kann nur hoffen, dass sich ein Verständnis für die Möglichkeiten der Homöopathie entwickelt und es in Zukunft selbstverständlich sein wird, dass Menschen mit Beschwerden am Bewegungsapparat eine homöopathische Betreuung erwarten.
Sie finden am Ende dieses Interviews eine Liste der häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder, die homöopathisch erfolgreich behandelt werden. Sollten Sie Ihr Krankheitsbild nicht finden, würde ich mich freuen, wenn Sie mich kontaktieren und mir Ihren Fall schildern. Dann können wir gemeinsam entscheiden, ob eine alleinige homöopathische Behandlung sinnvoll ist, oder ob andere ergänzende Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Redaktion: Herr Hübschmann, bei all ihrer Begeisterung für die Homöopathie, gibt es doch sicher auch Grenzen im Hinblick auf den Bereich der Orthopädie?

Herr Hübschmann: Ich freue mich sehr, dass Sie meine Begeisterung für die Homöopathie wahrnehmen und schätzen.
Und ja, auch die Homöopathie hat ihre Grenzen. Ein Sehnenriss, ein Knochenbruch, eine Verrenkung (Luxation) oder ein Bandscheibenvorfall mit massiven Nervenausfällen erfordern beispielsweise eine sofortige operative Versorgung.
Generell kann man sagen, dass eine homöopathische Behandlung immer dann in den Hintergrund tritt, wenn ein chirurgischer Eingriff unumgänglich ist oder wenn die Wirkung des homöopathischen Mittels einfach zu lange dauern würde oder der Körper aufgrund der Verletzung nicht mehr auf das Mittel reagieren kann.
In diesen Fällen ist es ratsam, unmittelbar nach Abschluss der medizinischen Maßnahmen mit der homöopathischen Behandlung zu beginnen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dadurch der Einsatz von Schmerzmitteln deutlich reduziert und der Heilungsprozess wesentlich gefördert werden kann.

Redaktion: Sie können also durch die richtige Mittelwahl den Heilungs- und Regenerationsprozess nach einem operativen Eingriff deutlich unterstützen?

Herr Hübschmann: Richtig. Der Heilungsprozess kann durch die richtige homöopathische Arznei deutlich beschleunigt werden. Erfreulicherweise besteht auch bei länger zurückliegenden Operationen, bei denen der Heilungsprozess ins Stocken geraten ist, die Möglichkeit, ihn durch die Homöopathie wieder in Gang zu bringen.

Redaktion: Welchen Vorteil hat die Homöopathie gegenüber Massage bzw. Manueller Therapie?

Herr Hübschmann: Ich halte es nicht für angebracht, von Vorteilen der Homöopathie gegenüber anderen Behandlungstechniken zu sprechen. Vielmehr möchte ich an dieser Stelle die Stärken der jeweiligen Therapieformen hervorheben, um deutlich zu machen, dass insbesondere die Massage, aber auch die manuellen Therapieverfahren ihre Berechtigung haben.
Ich möchte den von Ihnen in der letzten Frage angesprochenen „Heilungsprozess nach einer Operation“ aufgreifen und festhalten, dass Techniken wie Massage, Lymphdrainage oder manuelle Therapie eine tragende Säule im Heilungsprozess darstellen und die Homöopathie häufig eine ergänzende Rolle spielt.
Anders verhält es sich, wenn sich die Erkrankung zwar auf der körperlichen Ebene manifestiert, aber nicht dort ihren Ursprung hat. Da die manuellen Techniken auf den physischen Körper beschränkt sind, können die Beschwerden in diesen Fällen zwar gelindert, aber nicht geheilt werden. Hier hilft die Homöopathie. Sie ist in der Lage, alle Ebenen des menschlichen Körpers, die physische, die emotionale und die geistige, zu erreichen und zu heilen.
Ich hoffe, Sie verstehen, warum ich nicht von einem Vorteil der Homöopathie gegenüber manuellen Therapieverfahren sprechen wollte. Es kommt immer auf die Ausgangssituation an und darauf, was der Mensch in diesem Moment seines Lebens braucht.

Redaktion: Herr Hübschmann, eine Frage zur Behandlungsdauer mit homöopathischen Mitteln. Beschwerden wie Muskelverspannungen/ Sehnenentzündungen usw. müssen in „regelmäßigen“ Abständen und über längere Zeit mit Physiotherapie behandelt werden.
Wie nachhaltig ist der Erfolg einer homöopathischen Behandlung in diesem Bereich? Muss die Behandlung auch regelmäßig wiederholt werden?

Herr Hübschmann: Das ist richtig. Um bei diesen Krankheitsbildern erfolgreich zu sein, müssen die Maßnahmen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Der richtige Weg zur Heilung kann leider nicht abgekürzt werden. Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die das behaupten.
Ich möchte gern an die letzte Frage anknüpfen. Wenn sich unter regelmäßiger physiotherapeutischer Behandlung deutliche Fortschritte zeigen, ist der Körper in der Lage, mit den von außen kommenden Impulsen in die Heilung einzutreten. Kommt es jedoch immer wieder zu Rückschritten oder ist kein wirklicher Fortschritt zu erkennen, ist die gewählte Therapiemethode oft nicht zielführend oder das ursächliche Problem liegt nicht auf der körperlichen Ebene. Dann ist eine homöopathische Intervention sinnvoll.
Ob und in welchen Abständen eine homöopathische Behandlung wiederholt werden muss, hängt immer von der individuellen Symptomatik ab. Während einer akuten Erkrankung ist es notwendig, das homöopathische Mittel zu wiederholen und mich regelmäßig über den Verlauf zu informieren. Je nach Wunsch des Patienten reichen dafür kurze Nachrichten über WhatsApp aus.
Eine chronische Erkrankung erfordert eine andere Vorgehensweise. Die Behandlungsintervalle liegen im Bereich von Wochen bis Monaten, um die Wirkung des homöopathischen Mittels richtig beurteilen zu können. Bei chronischen Prozessen braucht der Körper erfahrungsgemäß mehr Zeit, die man ihm auch geben sollte. Selbstverständlich bin ich bei Veränderungen zeitnah erreichbar und in der Lage, die Behandlungsparameter anzupassen.
Wie bereits erwähnt, gibt es auf dem Weg zur Heilung keine Abkürzungen und dementsprechend kann es bei einer chronischen Erkrankung lange dauern, bis die Heilung eintritt. Erfreulich ist aber, dass egal welcher Ansatz gewählt wird, wenn er sich, wie in der Homöopathie selbstverständlich, an die Naturgesetze hält, die Heilung nachhaltig eintreten kann.

Redaktion: Herr Hübschmann, für viel Menschen die sportlich aktiv sind, ist Arnika ein ständiger Begleiter. Egal ob Arnika Globuli oder in Form von Arnika Salbe, es werden alle Verletzungen vom Muskelkater über Zerrungen bis zu Prellungen mit Arnika selbst behandelt.
Können Sie das so unterschreiben oder gibt es homöopathisch noch weitere Ansatzpunkte?

Herr Hübschmann: Ich kann bestätigen, dass Arnika für viele Menschen das Mittel der Wahl ist, wenn es um die Behandlung von Sportverletzungen geht. Aus fachlicher Sicht ist dies nicht zu empfehlen. Arnika hat, wie alle anderen homöopathischen Mittel auch, ein spezifisches Anwendungsgebiet und sollte nicht für andere Zwecke eingesetzt werden. Bei falscher Einnahme passiert im besten Fall gar nichts, im schlimmsten Fall verschlechtert sich die Situation sogar. Homöopathische Arzneimittel sind wirksam und sollten nicht einfach so eingenommen werden.
Natürlich passiert einem gesunden Menschen, der sich eine Sportverletzung zugezogen hat, normalerweise nichts, wenn er das „falsche“ homöopathische Mittel nimmt. Es ist nur ärgerlich, wenn man als Fachmann darüber nachdenkt, wie einfach es hätte sein können, wenn man gleich das richtige Mittel genommen hätte. Deshalb freue ich mich immer, wenn Menschen mit vermeintlichen Bagatellverletzungen zu mir kommen und mit dem richtigen homöopathischen Mittel in kürzester Zeit wieder ihrem Lieblingssport nachgehen können. Nichts ist im Sport ärgerlicher, als wenn eine nicht richtig auskurierte Verletzung wieder aufbricht und eventuell eine deutlich längere Pause nach sich zieht.

Redaktion: Herr Hübschmann, welche Erkrankungen aus dem orthopädischen Bereich machen ihnen am meisten Spaß? Auch wenn ich an ihrer Begeisterung für die Medizin im gesamten schon merke, das Sie wahrscheinlich an jeder einzelnen Fall mit größter Motivation heran gehen.

Herr Hübschmann: Das ist schwer zu beantworten. Für mich gibt es keine bestimmte Krankheit, die ich am liebsten behandle. Jeder Fall kann auf seine Weise spannend sein, mein Fachwissen herausfordern und damit meine Begeisterung wecken.
Auch Fälle, für die noch niemand einen Behandlungsansatz gefunden hat, bei denen die Ursache des Problems unklar ist oder bei denen noch keine Therapie Erfolg gezeigt hat, begeistern mich, weil sie mein ganzes Fachwissen erfordern.

Folgende orthopädische Erkrankungen können durch homöopathische Behandlung positiv beeinflusst bzw. unterstützt werden:

  • Rücken & Wirbelsäule:
    • Rückenschmerzen im oberen Rücken, mittleren Rücken oder unterem Rücken.
    • Lumbago / Lumboischialgie
    • HWS- Syndrom / muskuläre Verspannungen
    • BWS- Syndrom / muskuläre Verspannungen
    • LWS- Syndrom / muskuläre Verspannungen
    • Migräne
    • Bandscheibenschäden mit oder ohne nervale Beteiligung / Nervenbeteiligung
    • Wachstumsschmerzen bei Kindern
  • Ellenbogen:
    • Tennis- / Golferellenbogen
    • Schleimbeutelentzündung des Ellenbogens
    • Arthrose im Ellenbogengelenk
  • Kniegelenk:
    • Arthrose Kniegelenk
    • Knieschmerzen unbekannter Genese („niemand findet etwas / alle Untersuchungen sind negativ“)
    • Schleimbeutelentzündung
    • Meniskus- und/oder Knorpelschaden (traumatische oder ideopatische Ursache)
    • Bandverletzungen des Kniegelenks
    • Wachstumsschmerzen bei Kindern
  • Fuß & Sprunggelenk:
    • Arthrose (oberes Sprunggelenk)
    • Gicht (Großzehengrundgelenk)
    • Schmerzen / Verletzungen im Bereich Sprunggelenk / Mittelfuß / Zehen (Muskeln, Sehnen, Bänder)
    • Wachstumsschmerzen bei Kindern
  • Ferse:
    • Unklare Schmerzen im Bereich der Ferse
    • Fersensporn
    • Achillessehnenentzündung / -abriss
  • Hüfte & ISG (Iliosakralgelenk):
    • Hüft- und Leistenschmerzen mit bekannter / unbekannter Ursache
    • Schleimbeutelentzündung
    • Arthrose
    • Entzündungen von Bändern / Muskulatur im Bereich Hüfte / ISG
    • Wachstumsschmerzen bei Kindern
  • Schulter:
    • Schmerzen („niemand findet etwas / alle Untersuchungen sind negativ“)
    • Schleimbeutelentzündung
    • Kalkschulter / Impingementsyndrom
    • Arthrose (Schulter- / ACG- / SCG-Gelenk)
  • Hand:
    • Karpaltunnelsyndrom
    • Polyarthritis